Unsere älteren Brüder
Indianische Weisheit aus dem Buch „In die Mitte der Welt führt deine Spur“ von Wolfgang Poeplau
Als die ersten Menschen auf die Welt kamen, waren sie hilflose Kinder.
Da hatten die Tiere Mitleid mit ihnen.
Sie brachten Früchte und Beeren und booten ihr Fleisch als Nahrung an.
Die Menschen konnten verstehen was die Tiere sagten,
und die Tiere verstanden die Menschensprache.
Dadurch war es möglich, dass der Mensch seinen Brüdern,
den Tieren, immer schwerere Lasten aufbürdete.
Statt selbst zu Fischen und zu Jagen,
liess er Vögel und Bären für sich arbeiten.
Wollte er ein Kaninchen schickte er den Adler,
wollte er den Saft des Ahornbaumes, liess er den Specht Löcher bohren.
Lange Zeit dienten die Tiere ohne Murren.
Doch sie kamen nicht mehr dazu, für ihre eignen Bedürfnisse zu sorgen.
Dienen brachte Armut und Not – und der Mensch war
gleichgültig gegenüber dem Schicksal seiner Brüder.
Da sagten die Tiere zueinander:
Der Mensch hat unsere Grosszügigkeit mit Undank vergolten.
Er hat uns versklavt, obwohl er uns sein Leben verdankt.
Deshalb wollen wir nicht mehr seine Sprache sprechen.
Jeder soll für sich selbst leben.
Vielleicht wird der Mensch lernen.
Vielleicht wird er eines Tages verstehen,
dass er ohne seine älteren Brüder hilflos ist,
hilflos wie am Tage seiner Geburt.